Es ist nichts Neues, dass es auf dem Southside Festival meist ungemütlich und matschig zugeht, daher findet man auf den Checklisten der Besucher das Paar Gummistiefel im Normalfall noch vor dem Bier. Dieses Jahr hätte man die Gummistiefel wohl besser durch eine Taucherausrüstung und das Bier durch harten Schnaps ersetzt. Von ungemütlich war das nämlich weit entfernt … da musste man also schon schwerere Geschütze auffahren um die Nacht einigermaßen unbeschadet zu überstehen. Während wir uns beim Konzert von Flogging Molly nämlich noch tierisch über den erfrischenden Regenschauer freuten, hatten wir nachts ein bisschen Angst um unser Leben. Okay, das ist vielleicht etwas übertrieben. Eigentlich hatte ich nur Angst, dass der Sekt ausgeht, ich auf’s Klo muss, mein Dacia von einem anfliegenden Pavillon erschlagen wird oder wir mit 5 Mann im geschlossenen Auto schlichtweg ersticken. Letzteres war tatsächlich gar nicht so abwegig! 7 Stunden mit 5 nassen Menschen (4 davon Raucher) in einem geschlossenen Auto! Geschlossen deshalb, weil das was da vom Himmel kam eher einem Wasserfall als einem Regenschauer glich. Zwei Sekunden Fenster öffnen bedeutete 5 Liter Wasser im Fussraum. Um das ertragen zu können war der Sekt also bitter nötig. Das war schon echt ein kranker Scheiss. Ich mein wir hatten zumindest eine Art Dach über’m Kopf, aber andere waren diesem schweren Unwetter hilflos ausgesetzt. Man munkelt, dass es Besucher gab, die das auf dem Dixiklo durchgestanden haben. Verrückt!
Da uns die durchgehend auf dem Zeltplatz präsente Polizei im Minutentakt geraten hatte die Autos nicht zu verlassen, entschieden wir uns dazu – auch nach dem Weltuntergang – diesen Rat zu befolgen. Zelte und Pavillons hätte man eh vergeblich gesucht und die Gummistiefel … die waren bei 20cm tiefen Pfützen auch für’n Arsch. Und so kippten wir noch eine Flasche warmen Sekt und lauschten den Infos der Camp FM Moderatoren, die in dieser Nacht wirklich ganze Arbeit geleistet haben. Für ein paar Stunden konnten wir dann tatsächlich auch schlafen und waren um 6 Uhr in der Früh guten Mutes, dass der Tag danach ein geiler wird. Diese Traumvorstellung währte allerdings nicht lange. What’s App Nachricht von Lucy: “Southside abgesagt!”. Euer Ernst?! So richtig wollt ich das nicht glauben. Erst als wir unser Zelt gefunden hatten und nichts außer dem Haselnussschnapps retten konnten, war ich überzeugt, dass es die beste Entscheidung war. Das wurde dann auch beim Betreten des Festivalgeländes nochmals bestätigt. Da ich am Vortag, mit Einsetzen des Regens, meine Kamera im Pressezelt eingeschlossen hatte, durften wir nochmals den heiligen Boden betreten und ich muss sagen ich war schockiert. Die Sonnenschirme waren aus dem Beton gerissen, die Planen der Green Stage zerrissen, die LED Screens zerstört, die Dixihäuschen umgefallen und die Foodstände glichen einem Häufchen Elend. Und so machten wir uns mit Sack und Pack auf Richtung Heimat.
Ein bisschen schmerzte das Herz, weil wir lediglich 1 1/2 Bands gesehen hatten und uns noch so viel bevorstand, aber gegen die Natur ist man eben machtlos. Trotz allem hatten Tatjana und ich eine großartige Zeit auf dem Southside Festival. Dank DASDING durften wir nämlich als VIPs am Start sein und hatten so die Möglichkeit bereits ab Donnerstag das Festivalgelände zu betreten, Bilder zu schießen und beim Aufbau zuzuschauen. Abgesehen davon genossen wir den Luxus unser Auto direkt hinter dem Gelände parken zu können … mit freiem Blick auf die Green Stage. Gezeltet haben wir dann aber trotzdem im normalen Campingbereich. Witzigerweise direkt gegenüber von unserem Auto. Hier durften wir uns, neben unseren eigenen Begleitern, weiteren 50-60 Besuchern anschließen, die in den Mittagsstunden ein kleines Dorf aus Pavillons, Pool und Bällebad errichtet hatten. In einem kleineren Kreis von 10 Mann gab’s dann erstmal jede Menge Haselnussschnapps, Konfetti und Handbrot. Das alles bei strahlend blauem Himmel und heissen 28 Grad … ein Traum! Die Stimmung war bis zuletzt ausgelassen und einfach grandios. Wir hatten eine Menge Spaß und durften immerhin Skindred die Ehre im Moshpit erweisen. Und so blicke ich trotzdem auch mit einem lachenden Auge zurück und freue mich, dass ich dabei sein durfte … auch wenn der Spaß mit Bands gleich viel mehr Freude bereitet hätte.
Weh getan hat es erst, als ich fix und fertig Zuhause im Bett lag und per Southside App darüber informiert wurde, dass in 15 Minuten Rammstein spielt. Ja ne is klar!!! Aber wir können uns nicht beschweren. Wir durften Samstag Morgen backstage immerhin noch das Trampolin von Deichkind sehen … das hat doch seinen ganz eigenen Charme!
Dann halt im nächsten Jahr!
Vielleicht haben wir nächste Woche beim Parookaville mehr Glück und ich kann zu Modestep mal gepflegt durchdrehen!
PS: Großes Lob an den Veranstalter! Und vielen Dank an die übernächtigten Helfer im Pressezelt! Ihr wart spitze!!! Danke auch nochmal an DASDING für die beiden schönen Tage!
PPS: Ich grüße Benny aus Tuttlingen, dem ich peinlicherweise eine halbe Stunde im BH gegenüber saß. Kurze Vorgeschichte: Wir saßen halbnackt zum Trocknen im Auto, während das Festivalgelände bereits evakuiert wurde. Ein fremder Mann näherte sich langsam aber sicher unserem Auto. Mein Gedanke “Fuck kommt der her oder schlendert der nur so rum?” … “Oh nein der kommt her, quatsch uns bloß nicht an” … “Können wir bitte nochmal von vorne anfangen, damit ich mir was überziehen kann?!” … “Verdammt, der ist ja echt nett, aber ich sitz halt einfach mal im BH vor ihm” … “Super Eindruck hinterlassen Diana!”
Der Beitrag Festival: Southside – kurz aber geil! erschien zuerst auf Lavie Deboite.